Wie man das System FIFA ändern könnte

Am Mittwoch wurden in der Schweiz sieben zum Teil hochrangige Funktionäre der FIFA aufgrund von Korruptions- und Geldwäschevorwürfen festgenommen. Manch einen Leser hat es eventuell überrascht und vielleicht auch etwas geschockt. Aber den Fußballfans ist schon lange klar, dass die FIFA eine intransparente und korrupte Organisation ist. Da brauchte es keine Verhaftungen von FIFA-Funktionären durch die US-Justiz.

sepp-blatter-fifa-540x304Viel verwunderlicher an dem Sachverhalt ist, dass sich trotz der zahlreichen Vorwürfe und Indizien der letzten Jahre am Gebaren der FIFA nicht wirklich etwas geändert hat. Trotz der Vorwürfe hält die FIFA an ihren Plänen fest und möchte an diesem Freitag einen (neuen) Präsidenten wählen. Die mafiöse Struktur scheint fast unantastbar zu sein, doch das ist sie nicht. Im Fußballgeschäft selbst wagt es kaum jemand, offen seine Meinung zu sagen, da finanzielle und sportpolitische Interessen überwiegen. Wie kann es sein, dass ein Sepp Blatter seit 1998 Präsident einer Sportorganisation ist und sich dabei wie ein „Pate“ verhält und kein Konkurrent oder keine Maßnahme ihn stoppen kann?

Das System FIFA

Die FIFA hat ein Geschäftsmodell mit einer Monopolstellung. Alle vier Jahre richtet sie die Fußballweltmeisterschaft aus und verdient damit gutes Geld. Die Vermarktung einer WM ist sehr lukrativ, zu den Einnahmen durch die Spiele kommen TV- und Sponsorengelder. An der Spitze der FIFA steht das Exekutivkomitee, das bis vor kurzem auch über die WM-Vergaben entschied. Über allem thront der Präsident wie ein Diktator, der von den Mitgliedsverbänden aus aller Welt gewählt wird. Dabei hat jeder Verband eine Stimme. Der DFB als größer Verband der Welt hat also genau so viel zu sagen wie etwa Honduras. Durch Fördergelder zeigt Blatter immer wieder die angeblich wohltätige Seite der FIFA, hält sich aber auch seine Untertanen gefügig, insbesondere in Afrika.

Die WM-Vergaben an Russland und Katar, die auch noch zeitgleich und in einem äußerst kleinen Rahmen stattfanden, liefern zahlreiche Anhaltspunkte für Korruption. Von den damaligen Bewerbungen für die WM 2022 hatte Katar die schlechteste Beurteilung. Wenn Geld eine Rolle spielt, das Klima und Menschenrechte jedoch nicht, kommt so etwas dabei heraus. Auch wenn die FIFA auf den Druck der Öffentlichkeit reagiert hat und Reformen angekündigt hat, Veränderungen gab es bisher kaum welche. Die WM-Vergabe wird nun durch alle nationalen Fußballverbände entschieden und nicht mehr durch das Exekutiv-Kommitee. Und sonst? Die Ethik-Kommision der FIFA hat ihre Ermittlungen in einem Bericht zusammen gefasst, dessen Aussage anschließend FIFA-freundlich umgeschrieben wurde. Veröffentlicht wurde dieser Bericht auch nicht, obwohl es angeblich keine Beweise für Gesetzesverstöße bei der FIFA gibt.

Mögliche Ansätze

Wo könnte man ansetzen, wenn es innerhalb der FIFA keine Möglichkeiten zur Revolution gibt?

1. Die Sponsoren: Der Druck auf und durch die Sponsoren müsste deutlich erhöht werden. Wollen sie wirklich ein solches System finanziell unterstützen oder leidet nicht auch der Ruf der Unternehmen an solchen Vorwürfen und vermutlichen Tatbeständen?

2. Die UEFA und andere, große Verbände: Selten positionieren sich die Vertreter von UEFA oder DFB in solchen Fragen eindeutig.Die UEFA möchte einen Wechsel an der Spitze der FIFA. Davon mal abgesehen stellen sich auch grundsätzliche Fragen. Haben sie die FIFA nötig? Sie könnten auch ein eigenes Turnier veranstalten bzw. eine WM boykottieren. Hier käme es vor allem auf die erfolgreichen Nationen wie Deutschland, Argentinien, Brasilien & Co an.

3. Die Fans: Der hohe Marktwert einer WM definiert sich über das Interesse von vielen Millionen Zuschauern. Möchten die Fans ein solches System, dass zumindest sehr kommerziell, wenn nicht sehr verbrecherisch ist, wirklich unterstützen?Auch die Fans haben daher eine gewisse Macht. Je weniger Menschen daran Interesse zeigen, desto eher sinken die Einnahmen. Mal ganz davon abgesehen, dass die FIFA ein gemeinnütziger (!) Verein ist. Ein gemeinnütziger Verein mit einer Rücklage von mehr als einer Milliarde Euro.

Wo geht es hier eigentlich noch um den Sport?All diese Ansätze sind realistischer, als auf einen Rücktritt Sepp Blatters zu hoffen. Denn der Schweizer sieht die FIFA als Opfer, weiß natürlich von nichts und hält seine Organisation für einflussreicher als jede Religion. In diesem Sinne: Amen.

Zu diesem Thema gibt es auch ein interessantes Sachbuch von Thomas Kistner: Fifa-Mafia. Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball. Droemer Verlag 2012 [Zwar aus dem Jahr 2012, aber viel hat sich vermutlich nicht geändert].

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4U9525: Die schwierige Suche nach der Wahrheit

schwarze-schleife-germanwings-flugzeugabsturz-4U9525Zunächst möchte ich keinen Zweifel aufkommen lassen, dass mein tiefes Beileid und Mitgefühl den Angehörigen der Opfer des Flugzeugabsturzes der Flugnummer 4U9525 gilt. Der Tod von 150 Menschen auf eine solche Art und Weise ist ein schreckliches und schwer zu begreifendes Ereignis. Was mich bei dieser Meldung aber auch bewegt, ist der Umgang mit Hinweisen und Theorien, wie dieser Unfall denn passiert sein könnte. Keinesfalls möchte ich spekulieren, aber ich habe Fragen und Zweifel an der „Selbstmordtheorie“.

Bei solchen Unglücken ist es üblich, dass die Ermittlungen oft wochenlang oder gar Monate dauern, da viele Details bedacht werden müssen und eine Rolle spielen könnten. Der Absturz einer Passagiermaschine über der Ukraine ist noch nicht aufgeklärt, manchmal verschwinden Flugzeuge komplett vom Radar und sind anschließend unauffindbar. Für Außenstehende ist es sehr schwierig, sich ein Bild von der Faktenlage zu verschaffen, sie sind auf die Medien angewiesen. Ob die Medien immer kritisch genug sind, kann bezweifelt werden. Sich selbst ein Bild von den möglichen Ursachen solcher Vorfälle vor Ort oder durch Informationen zu machen, ist auch durch fehlendes Fachwissen quasi unmöglich.

Im vorliegenden Fall sind wir auf die Ermittlungen der Aufklärungsteams angewiesen. Bereits nach einem Tag hat man scheinbar die Ursache für den Absturz, eine „plausiblen“ Ansatz gefunden. Wie glaubhaft ist das? Ist es möglich, dass die französische Staatsanwaltschaft  nach einigen Stunden der Auswertung zu einem solchen Ergebnis kommt? Warum wussten englischsprachihe Medien zuerst davon? Warum wurde relativ schnell ein terroristischer Hintergrund ausgeschlossen? Können technische Probleme eine Rolle gespielt haben? In der Vergangenheit ist es bei Germanwings mehrmals zu Zwischenfällen gekommen, bei denen Gas ins Cockpit geströmt ist und es glücklicherweise zu keinem Unfall gekommen ist. Kann ausgeschlossen werden, dass der Co-Pilot durch eine Krankheit etc. plötzlich flugunfähig wurde? Ist es bei dem geschilderten Hergang plausibel, dass die Fluggäste erst kurz vor dem Aufprall panisch wurden und es erst dann Schreie gab? Die Version unterstellt einen Vorsatz. Inwieweit ist dieser beweisbar, wenn die Durchführung auf der Bedingung des Toilettengangs des Piloten fußt?

Wir müssen den Ermittlern glauben, denn die Aufzeichnungen der Sprachbox werden wohl nie veröffentlicht. Die veröffentlichte Version bringt eine Erklärung und einen Schuldigen und damit eine gewisse Erleichterung. Ich finde es unsäglich, dass in einem laufenden Verfahren Name, Foto und Wohnort des verdächtigen Piloten veröffentlicht werden. Eine solche Vorgehensweise verbietet sich, solange nichts bewiesen ist und es kein abschließendes Urteil gibt. Und wenn die Version stimmen sollte, muss die Familie des mutmaßlich Schuldigen geschützt werden. Es wäre wichtig, den Flugschreiber zu finden und auszuwerten. Es geht vor allem um Vertrauen. Die derzeitige Version nimmt viel Druck von Germanwings und Airbus, denn es gibt immer wirtschaftliche Interessen. Üben wir uns noch etwas in Geduld. Alle Menschen haben ein Interesse an einer umfangreichen und transparenten Aufklärung.

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Phänomen ONS

Jeder kennt ihn, aber nicht jeder hat ihn. Manche mögen ihn, andere lehnen ihn ab. Die Rede ist vom einmaligen Geschlechtsverkehr mit einer relativ fremden Person.

ONS logoIn unserer Gesellschaft sollten Mann und Frau eigentlich tun und lassen dürfen, was sie mögen. Die Grenzen sind dabei die Freiheiten anderer Menschen. Der Mensch hat aber auch eine moralische Sicht und bewertet das Verhalten seiner Artgenossen. Besonders interessant sind diese „Geschmacksfragen“, wenn es um Fragen zu Beziehungen der Geschlechter untereinander geht. Längst ist umstritten, dass der Mensch ein monogames Wesen ist. Auf der anderen Seite grenzen wir uns in Bezug auf unsere Triebe von Tieren ab. Was ist also von einer Trennung von Liebe und Sexualität zu halten?

Beim klassischen One-Night-Stand (ONS) führt eine geplante oder doch eher zufällige Begegnung zu einem sexuellen Austausch, ohne sich wirklich zu kennen und ohne dass Gefühle mit im Spiel wären. Dass Sex ohne Liebe funktioniert, steht außer Frage. Freilich hat ein Ons mit Fortpflanzung wenig zu tun, auch wenn er manchmal zu Nachwuchs führt. Ist der ONS also dem Verhalten von Tieren sehr ähnlich und gilt nur der Bedürfnisbefriedigung? Ich möchte die Einstellung zu diesem Thema nicht werten, denn das machen schon genug andere Menschen. Nicht jeder ist der „Typ“ für ein solches Abenteuer, manche bereuen es und andere greifen an Karneval oder ähnlichen Anlässen gern auf gewisse Gelegenheiten zurück. Der ONS ist also kein Symbol der Verrohung unserer Sitten, sondern Ausdruck der sexuellen Freiheit. Ich denke auch nicht, dass es eine Frage des Geschlechts ist, eher der Möglichkeiten. Je mehr Gleichberechtigung es in einer Gesellschaft gibt, um so mehr Menschen werden dazu stehen können. Für manche Menschen ist ein ONS keine Möglichkeit, da sie sich zu dieser maximalen körperlichen Nähe mit einer fremden Person nicht bereit fühlen. Für andere ist es Lustbefriedigung, die mehr oder weniger stark von vertrauter Zärtlichkeit abgrenzt wird.

Andererseits stellt ein Leben voller ONS aus meiner Sicht auch keine Erfüllung dar. Denn der Mensch braucht Liebe, Zuneigung und Zärtlichkeit und nicht nur pure Erotik. Und damit möchte ich Sex mit oder ohne Liebe nicht vergleichen. Mache jeder das, was er für richtig hält und versuche, dabei keinen anderen zu verletzen. Wie ist eure Meinung zu diesem Thema?

 

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Amateurfußball im Netz: FuPa.net

Einige meiner Leser werden wissen, dass ich Ende des vergangenen Jahres ein Praktikum bei der Rheinischen Post absolviert habe. Dort war ich im Bereich RP-Digital für die Sparte „FuPa-Niederrhein“ aktiv. Seit Februar 2015 bin ich nun freier Mitarbeiter beim DuMont-Verlag in Köln und schreibe für die Seite „Fupa-Mittelrhein“. Grundlage für beide Tätigkeiten ist meine große Leidenschaft für Fußball. Schon immer war ich Fußball-Fan, seit ein paar Monaten begeistere ich mich auch für den Amateurfußball ab der vierten Liga.

Das Portal FuPa

fupa_logoFuPa (ehemals Fußball Passau) ist eine Plattform für den Amateurfußball, also jenen Bereich des Sports, in dem eher wenig verdient wird und der dennoch Millionen von Spielern, Betreuern und Fans an jedem Wochenende in seinen Bann zieht. FuPa wurde 2006 von dem Hobbyfußballer Michael Wagner in Bayern gegründet und ist seitdem eine Erfolgsgeschichte. Die Seite stellt inzwischen ein bundesweites Angebot dar und ist in verschiedene Regionen unterteilt, die meistens den Verbandseinteilungen des DFB ungefähr entsprechen. Auf der Seite können Ergebnisse, Torschützen und viele andere Statistiken erfasst werden. Im Jahr 2010 erhielt das Projekt den Grimme Online Award in der Kategorie Information.

Funktionen von FuPa

Das Portal stellt ein interaktives Angebot dar und ist auf die Mitarbeit von Vereinsverwaltern angewiesen. Denn an jedem Spieltag finden unzählige Partien statt, die alle statistisch verwertet werden sollen. Neben den Ligen gibt es Torschützenlisten, Spielberichte, Fotogalerien und die Elf der Woche. Jeder Verein erhält die Chance, sich kostenlos zu präsentieren. In einigen Regionen gibt es eine Partnerschaft zwischen Fupa und Verlagen. Vorbildlich und bundesweit am erfolgreichsten ist die Arbeit in Kooperation mit RP online für den Bereich FuPa Niederrhein. Eine weitere Funktion sind Liveticker, die durch ein Prämiensystem honoriert werden. Im Februar 2015 gab es mehr als 73.000 aktive Seitenbenutzer, die Fupaner. Die neueste Errungenschaft stellt die FuPa-App für mobile Endgeräte dar, die Anfang März 2015 auf den Markt kam.

FuPa Mittelrhein

Der Mittelrhein wird von drei Verlagsgruppen abgedeckt. Neben dem Generalanzeiger (Bonn, Sieg) und den beiden Aachener Zeitungen (Aachen, Heinsberg, Düren) ist der Kölner-Stadt-Anzeiger für die Gebiete Köln, Rhein-Erft, Berg und Euskirchen zuständig. Hier gibt es eine Übersicht aller Ligen ab der Regionalliga bis zur Kreisliga D, auch die Jugendligen und die Tabellen der Frauen sind zu finden. Täglich gibt es neue Berichte zum aktuellen Geschehen. Auch bei Facebook ist FuPa-Mittelrhein vertreten.

Links

FuPa-Niederhein

FuPa-Mittelrhein

FuPa-Mittelrhein bei Facebook

Meine Artikel bei Fupa

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Maßnahmen gegen Idioten beim Fußball

17188584,14426752,highRes,maxh,480,maxw,480,kartefacebookgruppeAm vergangenen Samstag hat der 1. FC Köln nicht nur das rheinische Derby in Mönchengladbach verloren. Dank des unsäglichen Fehlverhaltens einer kleinen Gruppe drohen dem Verein nun empfindliche Strafen. Und das, obwohl man sich auf einem guten Weg wähnte, den Dialog mit einigen Fangruppen gesucht hatte und es zuletzt relativ ruhig geblieben war. Anstatt die Thematik immer wieder gleich aufzurollen, möchte ich an dieser Stelle einige Punkte zusammentragen, die das Problem der „Gewaltfans“ im Fußball lindern könnten.

1. Ultras sind nicht automatisch Gewalttäter

Der Ultra lebt nach seiner Definition für seinen Verein und betreibt einen hohen Aufwand für diese Leidenschaft. So weit so gut, wären da nicht die Auswüchse. Offenbar führt extremes Fantum nicht selten auch zu Gewalt. Warum kann man sich als Fangruppe nicht klar von Gewalt distanzieren? Wenn es den Gruppen nur um ihren Verein ginge, warum nimmt man dann vereinsschädigendes Verhalten in Kauf? In meinen Augen sind Ultras eine Subkultur, die sich (zu) wichtig nehmen. Und auch ohne Ultras würde es Stimmung geben, denn die gab es auch vorher. Es dauert halt eine Weile, bis sich der Fanblock neu organisiert, wenn zuvor eine Ultragruppe das Stimmungsmonopol inne hatte. Und ob es durch den Support der Kurve wirklich zu einer Leistungssteigerung der Mannschaft kommt, kann angesichts der Heimbilanz des 1. FC Kölns bestritten werden. Hier muss jeder Verein für sich entscheiden, inwieweit er sich von Ultras unterstützen lassen möchte.

2. Pyrotechnik und Vermummung als Probleme

Für einen Teil der Fans gehört Feuerwerk zum Spiel. Den Leuten ist es egal, ob dies verboten ist oder nicht. Ob diese trotzige Einstellung irgendwann zu einer Veränderung führt, wage ich zu bezweifeln. Man kann Pyrotechnik verhindern. Dazu braucht es ein gutes Sicherheitskonzept. Alle Stadionmitarbeiter müssen auf ihre Gesinnung hin überprüft werden. In einen Gästeblock gehört qualifiziertes Personal. Hier sparen die Vereine definitiv an der falschen Stelle. In Mönchengladbach gab es zu wenige und zu inkompetente Ordner. Zudem muss die Eingangskontrolle konsequent und eindringlich erfolgen. Ob es sinnvoll ist, dass ein Verein eigene Ordner zu Auswärtsspielen mitnimmt, ist eine weitere Frage. Ich fände es gut, wenn Vermummung in Fankurven konsequent geahndet wird.

3. Schnellverfahren als abschreckende Maßnahmen

Ein weiteres Problem ist aus meiner Sicht die inkonsequente Verfolgung von illegalen Aktionen im und um das Stadion herum. Hier werden zu wenig Täter identifiziert und bestraft. Vorbild könnten da andere Länder sein, wo es zu Schnellverfahren kommt und teilweise Staatsanwälte in den Stadien vor Ort sind. Denn wenn jemand schnell und angemessen für sein Fehlverhalten abgestraft wird, dürfte das auch Andere abschrecken. Und die Vereine haben das Mittel des Stadionverbots. Bei einem ersten Delikt erfolgt es zeitlich beschränkt für 2-5 Jahre, beim zweiten Mal sollte es lebenslänglich sein. Wer sich nicht benehmen kann oder will, hat beim Fußball nichts verloren!

4. Geldstrafen sind keine Lösung

Beim Fehlverhalten einiger Chaoten bestrafte der DFB bisher den Verein mit Geldstrafen und Teilausschlüssen bis hin zu einem Geisterspiel. Dadurch ist nichts besser geworden. Die Vereine haben finanzielle Einbußen und verändern doch zu wenig. Zweckgebundene Auflagen könnten hilfreicher sein. Die Arbeit an der Basis könnte so verstärkt werden und die Ausbildung des Sicherheitspersonals verbessert. Es wird sich leider wohl nie vermeiden lassen, dass Idioten beim Fußball anzutreffen sind. Aber man sollte alle Möglichkeiten etwas dagegen zu tun, ausschöpfen.

Hier meine Vorschläge nochmal in der Übersicht:

1. Konsequente Einlasskontrollen durch geschultes Personal

2. Wer sich im Stadion vermummt, fliegt raus

3. Bei Verstößen gegen die Stadionordnung gibt es zweistufige Stadionverbote

4. Deutlich mehr Investitionen in das Sicherheitspersonal im Stadion

5. Konstruktive Strafen seitens des DFB

6. Klare Regeln für Ultra-Bewegungen

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Satire darf alles, nur nicht sterben

Auch am Freitag steht Frankreich unter Schock. Europa zeigt sich solidarisch mit den Opfern des schrecklichen Attentats vom 07.01.2015. Mutmaßlich zwei Extremisten hatten am vergangenen Mittwoch insgesamt 12 Menschen getötet, darunter zahlreiche Mitarbeiter der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo. Der Anschlag galt aber nicht nur der Zeitschrift, er muss als Angriff auf demokratische Werte wie Meinungs- und Pressefreiheit gewertet werden.

Das tiefe Mitgefühl im In- und Ausland hat zu Recht mediale Beachtung gefunden. Die Solidarität durch Bilder, Sprüche und Aktionen ist beeindruckend. Das Beileid gilt den Angehörigen der Opfer. Für ein solches Verbrechen kann es nie eine Entschuldigung geben. Es war ein Akt der Barbarei. Dieser Terroranschlag wird nicht ohne Folgen bleiben. Einige Fragen wurden bereits gestellt, weitere folgen sicherlich.

Demokratische Werte

Ein Terroranschlag richtet sich gegen einen Staat und ist politisch motiviert. Die Ideologie der Attentäter ist dabei mit den Werten und Gesetzen des Staates nicht vereinbar. Unschuldige Menschen müssen in diesem „Kampf“ ihr Leben lassen. Der Anschlag in Paris ist aus meiner Sicht besonders verheerend. Wenn sich Attentäter ein solches Ziel auswählen, greifen sie damit die demokratischen Werte Europas an. Freiheit ist für uns eine wichtige Errungenschaft, jeder Einzelne darf seine Meinung äußern, die Presse darf frei berichten. Man kann Menschen töten, Überzeugungen aber nicht. In einer offenen Gesellschaft gibt es unterschiedliche Meinungen, keiner wird für seine Meinung bestraft. Voraussetzung dafür ist, dass bei der Ausübung der eigenen Freiheit nicht die Freiheitsrechte eines anderen beschnitten werden. Die Grenzen legt unser Rechtsstaat fest. Unterschiedliche oder kritische Meinungen muss ein mündiger Bürger aushalten können. In einer freiheitlichen Gesellschaft wird es vollständige Sicherheit leider niemals geben. Hier gilt es abzuwägen zwischen berechtigten Sicherheitsvorkehrungen und der Einschränkung individueller Freiheitsrechte.

Was darf Satire?

B60p5g3IUAAKosv.jpg largeIn der Satire werden Grenzen überschritten. Manche behaupten gar, es gäbe hier keine Grenzen. Auch wenn man dieser Einschätzung nicht folgt, ist es die Aufgabe der Satire, aktuelle Geschehnisse durch Überspitzung und alternative Sichtweisen zu beleuchten. Der Satiriker legt gern seine Finger „in die Wunde“ und greift dabei Institutionen, Politiker oder auch Religionen an. So gesehen stellt Satire mit ihrem grafischen Element der Karikatur die höchste Form der Pressefreiheit dar. Und die Reaktion der Branche ist angemessen und stark. Die nächste Ausgabe von Charlie Hebdo wird in einer deutlich größeren Auflage erscheinen und die Arbeit der Branche soll weitergehen wie bisher. Jetzt erst recht. Daher ist Kurt Tucholsky zuzustimmen, wenn dieser im Jahr 1919 feststellte: ,,Was darf die Satire? Alles.“ Der Text von Tucholsky ist hier zu finden

Je suis Charlie.

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Neustart

Das neue Jahr ist nun fast wieder eine Woche alt. Ist der Start gelungen? Halten die Vorsätze? Einige dürften sich den Jahreswechsel als Startpunkt für Veränderungen in ihrem Leben gewählt haben. Läuft einiges schief, wenn man derart eingreifen muss oder sind Veränderungen durchaus sinnvoll?

Zuerst steht die Erkenntnis. Das Ziel ist die Optimierung durch Reflektion. In der Krise ist es sinnvoll und daher auch verbreitet, alles zu hinterfragen. Es wird nach Gründen für die Unzufriedenheit gesucht. Sind diese gefunden, müssen sie nur abgestellt werden und es geht einem besser. So weit in der Theorie. Praktisch kommen da noch einige unkalkulierbare Faktoren hinzu. Wer neue Wege geht, lässt die alten Pfade hinter sich. Ob man gleich alles verändern muss, sei mal dahin gestellt. Manchmal scheint ein kompletter Neustart auch schon mal besser als einige Feinjustierungen. Hinaus aus dem alten Trott, es muss neuer Schwung in die Routine der Abläufe.

Wie ein Neustart konkret aussieht, ist sehr unterschiedlich. Vorsätze sind für mich da eher eine Vorstufe. Den Beruf zu wechseln oder in ein anderes Land zu gehen, hat deutlich mehr Konsequenzen. Motiviert sein kann man für so einen Schritt aus Zwängen (Krankheit) oder aus freiwilligen Gründen (Neugier, Abenteuerlust).

Auch ich werde mit meinem Blog neue Wege gehen. Es macht mir weiterhin viel Spaß zu schreiben, wenn ich die Zeit dafür finde. Meinen Blog wird es weiterhin geben, wobei ich mit einer professionellen Schiene mehr Menschen erreichen möchte und diese Seite als semi-privaten Blog weiterlaufen lasse. So bald es Neuigkeiten gibt, werdet ihr es erfahren.

Allen Lesern ein gutes Jahr 2015!

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Viele Fragen und eine Bewerbung: Zum Stand der deutschen Bemühungen um Olympia 2024

article_landscape-44456e883d3249cfb0577e69d90fdf8aEs tut sich etwas in der deutschen Sportwelt abseits des dominierenden Branchenführers Fußball. Das Ziel ist klar. Die olympischen Spiele sollen nach 1972 mal wieder in Deutschland stattfinden. Der Weg dorthin ist jedoch weiter und schwieriger als von manch einem Funktionär erhofft. Noch ist wenig klar und vieles unsicher. Wie stehen die Chancen einer deutschen Olympia-Bewerbung?

Hamburg oder Berlin?

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich festgelegt, dass man sich um Olympia 2024 bewerben möchte. Zunächst gilt es, die nationale Hürde zu nehmen. Die brennendste Frage heißt daher zurzeit, ob es Berlin oder Hamburg werden wird. Beide Großstädte sind gewillt, den Sportevent auszutragen. Abgesehen von diesem Duell um die nationale Vorherrschaft, bleiben aber auch einige andere Fragen offen. Die Geschichte deutscher Olympiaausrichtungen soll 2024 weiter geschrieben werden. Aber die letzten Bewerbungen Leipzigs und Münchens scheiterten. Man könnte sich also fragen, ob Olympia zu Deutschland überhaupt passt. Sinnvoller wäre aber das Nachdenken über die Gründe des Scheiterns. Olympia ist in seiner jetzigen Form nur in Großstädten und mit erheblichen finanziellen Mitteln möglich. Das schränkt den Kandidatenkreis ein. Der Bewerbung Münchens war ein Volksentscheid im Weg. Wollen die Bürger überhaupt Olympia? Bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des DOSB sprach sich in beiden Städten nur knapp die Hälfte der Bürger für Olympia aus. Die Sorge vieler Bürger sind die mit einem solchen Event einhergehenden finanziellen Risiken. Stehen diese Bedenken den möglichen Erfahrungen deutscher Sportler und Fans zu Unrecht im Weg? Hier scheint Überzeugungsarbeit nötig, wenn Olympia denn wirklich so ein erstrebenswertes Ziel darstellt.

Bürgerbeteiligung als entscheidendes Kriterium?

Berlin und Hamburg haben nur eine Chance, wenn der Bürgerwille berücksichtigt wird. Denn ein “zweites“ München soll es laut DOSB-Präsident Hörmann nicht geben. Deswegen gilt es, die Planung transparent zu gestalten. Davor sollte jedoch der Rückhalt für das Projekt vorhanden sein. Beide Städte wollen daher einen Bürgerentscheid durchführen, aber erst nachdem sie die Vorausscheidung gewonnen haben. Ein offener Widerspruch. Olympia wird vergeben, bevor man die Bürger nach ihrer Meinung fragt. Was ist, wenn die Bürger dann dagegen sind? Ein erneuter Rückzieher scheint in diesem Fall unwahrscheinlich.

Beide Städte orientieren sich bei ihren Plänen am neuen olympischen Konzept mit den Schlagwörtern Nachhaltigkeit, Bescheidenheit und Transparenz. Bürgerbeteiligung steht in Berlin wie in Hamburg weit oben auf der Agenda, zudem sollen die Kosten begrenzt und viele vorhandene Strukturen dafür genutzt werden. Hier scheint Berlin Vorteile zu haben und kalkuliert mit Kosten von knapp 2 Mrd. €. Hamburg sieht Kosten von insgesamt 6,5 Mrd. €, will aber dennoch keine neuen Schulden machen und alle Mittel aus dem Haushalt bereit stellen. Gerade auch mit dem Wissen, dass bisher jeder Kostenvoranschlag bei Olympia seit 1960 deutlich übertroffen wurde, scheint dieser Ansatz sehr ambitioniert zu sein. In Berlin gibt es Zweifel bei der Durchführung eines Großbauprojektes. Schuld daran ist das schier endlose Debakel um den neuen Großflughafen. Kann so eine Stadt Olympia planen?

Die nationale Entscheidung fällt im März 2015

Die finale Entscheidung wird der DOSB im März 2015 treffen. Dann steht die deutsche Bewerberstadt fest. Egal, welche der beiden Städte das Rennen macht, der Kampf um Olympia wird noch länger dauern und dann auf internationaler Ebene fortgesetzt werden. Abgesehen davon könnte der nationale Konkurrent Fußball durch seine EM-Bewerbung 2024 alle Pläne zunichte machen. Man darf gespannt sein, welche Stadt 2017 den Zuschlag des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) erhält. Eine Hintertür hält man sich zudem auch noch offen, denn 2028 wäre die nächste Zielmarke.

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LeseWelten III

In diesen immer kürzer werdenden Tagen gibt es doch kaum Schöneres, als sich mal ein gutes Buch in die Hand zu nehmen und abzutauchen in fremde Welten. Wer gerade keine Ideen hat, dem gebe ich heute vier „neue“ Leseempfehlungen mit auf den Weg. Ich halte die vier Klassiker allesamt für lesenswert.

1. Stefan Zweig: Die Schachnovelle (1943)

Schachnovelle_Holzschnitt_2Bei diesem Werk ist der Titel gleichzeitig eine Inhaltsangabe. Der Verlauf der Geschichte ist schnell erzählt, darum geht es aber kaum. Wichtig ist, wie etwas passiert und wie es Menschen verändert. Schach stellt in dieser kurzen Novelle das zentrale Thema dar, das einem Gefangenen in seiner Isolation das geistige Überleben sichert. Später kommt es zu einem wegweisenden Duell zweier Schachmeister. Zweig ist ein herausragender Erzähler und kann Zustände verdeutlichen, die eigentlich nicht beschreibbar sind.

2. Thomas Mann: Die Buddenbrooks (1901)

buddenbrooksThomas Mann hat für seinen Roman zurecht zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Er erzählt die Geschichte einer Kaufmannsfamilie in Lübeck über mehrere Generationen. Dabei steht der zunehmende Verfall der Familie und der Firma im Mittelpunkt. Während die Familie anfangs zu den führenden der Stadt gehört, haben später immer mehr Familienmitglieder mit Krankheiten zu kämpfen und sind eher künstlerisch denn kaufmännisch begabt. Hier wird nichts schön geredet oder unnötig poetisiert wie im Realismus; der Roman entstand an der Schwelle zur Moderne. Im Vergleich zum Film geht das Buch viel mehr unter die Oberfläche und entwickelt ein sehr interessantes Figurenspektrum.

3. Heinrich Mann: Der Untertan (1914)

3-596-13640-7Das Werk des weniger bekannten Bruders ist für mich eine Pflichtlektüre. Heinrich Mann beschreibt darin so zutreffend wie zuspitzend eine Mentalität, die Deutschland und damit auch ganz Europa in zwei Weltkriege geführt hat.  Wer „der Untertan“ liest, der versteht, wie sich die mentalen Strömungen um Kriegseuphorie, Gehorsam, Militarismus und Faschismus verankern konnten in einer Gesellschaft. „Nach oben kriechen und nach unten treten“ ist hier das Prinzip der Macht. Sein Roman erschien kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs und damit bewies der Autor seine Weitsicht, auch wenn Mahner wie er die Tragödie leider nicht verhindern konnten.

4. Bertolt Brecht: Der gute Mensch von Sezuan (1943*)

pid33848Brecht war lange Zeit sehr umstritten, da er als Kommunist galt. Mit seinem Werk haben solche Vorwürfe natürlich auch zu tun. Der Autor entwickelte das Theater mit seinen epischen Einflüssen brilliant weiter, hob es auf eine neue Stufe. Die neue Mischform zwischen Drama und Epik war  für das Theater geschrieben worden und zielte auf die Wirkung beim Zuschauer. Durch die bewusste Präsentation des Stücks als Fiktion mit Effekten wie Chören oder einem Erzähler soll der Zuschauer aufgerüttelt werden und sein Denken verändern. In diesem Drama geht es um die Frage nach einem „guten Leben“. Die Handlung wird dafür in ein fiktives Land verlegt. Kann ich „gut“ leben, ohne anderen oder mir zu schaden? Eine immer noch aktuelle Frage. (Anmerkung zum Werk: Bei Brecht ist die Angabe von Veröffentlichungsdaten schwierig, zudem betrachtete er viele seiner Texte als offen und veränderbar).

Viel Spaß bei der Lektüre dieser oder auch anderer Bücher!

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In der Hierarchie weit unten

Wer – durch welche Gründe auch immer – in die Situation gerät, staatliche Hilfe annehmen zu müssen, der ist nicht zu beneiden. Ich selbst bin hoffentlich nur für eine kurze Zeit in dieser Lage. Als Akademiker bin ich doch noch eher leicht vermittelbar. Für viele andere ist es dagegen ein Dauerzustand. Wie fühlt es sich an, als Arbeitsloser Hartz IV zu beziehen? Auch wenn mich vorher einige gewarnt hatten, dass die Situation als ALG-II-Bezieher hart sei und ich mir dessen auch bewusst war, weiß man erst, wie es wirklich ist, wenn man es selbst erlebt. Ein Erfahrungsbericht.

 

Ohne Job kaum eine Wohnung

ArbeitsamtIn meinem Fall kam/kommt zur Jobsuche auch die Notwendigkeit eines Umzugs. Über die Schwierigkeiten auf dem Kölner Wohnungsmarkt (Studenten, hohe Nachfrage & Preise) hatte ich ja bereits letzte Woche berichtet.  Zeit hat man ja (leider) genug, dagegen mangelt es an Angeboten. Hat man dann mal ein Objekt gefunden, das den Kriterien entspricht, braucht man erstmal einen Besichtigungstermin. Will man in diesem Fall nicht lügen, ist in vielen Fällen hier schon Ende. Arbeitslose werden sehr ungern als Mieter genommen, meist geregelte (und hohe) Einkommen bevorzugt. Offenbar hat der Arbeitslose an sich einen schlechten Ruf. Könnte aber auch daran liegen, dass das Amt die Miete meistens nicht direkt an den Vermieter zahlt. Guckt man ganz streng auf die Vorgaben des Jobcenters, kämen ohnehin nur Chorweiler, Meschenich oder Porz-Finkenberg infrage, die drei größten sozialen Brennpunkte in Köln.

Gibt es viele glückliche „Hartzer“?

Ich finde schon die Bezeichnung „Hartz IV“ hat einen sehr schlechten Ruf. In der gesellschaftlichen Hierarchie findet man sich sehr weit unten wieder, nur Langzeitarbeitslose und Flüchtlinge sind noch „darunter“. Und ein „Hartzer“ gilt als fauler, asozialer, unangenehmer Schmarotzer, der sich auf Kosten der Anderen ein „gutes Leben“ macht. Sicher mag das auf einige zutreffen, aber es darf aus meiner Sicht keine allgemeine Sicht auf das Problem sein. Denn ich denke, dass fast jeder Mensch gern arbeiten will, weil man eine Aufgabe, einen Rhythmus einfach braucht. Nichts zu machen bzw. zu tun zu haben, ist für mich ein sehr unbefriedigender Zustand. Man hat Langeweile, verfällt schnell in Lethargie und stumpft ab. Einschränkungen gibt es sicher auch hier, da manche sehr wohl arbeiten, jedoch „schwarz“. Und es gibt auch regelrechte „Arbeitslosen-Dynastien“, wo das Arbeitslosenleben zur Gewohnheit wird.

Das Jobcenter als Arbeitsgeber

Mein erster Besuch beim Jobcenter war sehr unangenehm. Es ist je nach Ort wirklich viel „Volk“ im Warteraum anwesend, in Köln gibt es Sicherheitspersonal. Was auch benötigt wird, denn damals kam es wegen eines falschen Blicks fast zu einer Schlägerei zweier Wartender dort. Bevor man als hilfsbedürftig anerkannt wird, muss der Fall erst geprüft werden und dieser Vorgang dauert sehr lange und erfordert viel Geduld. Die persönliche Sachbearbeitung habe ich bisher als sehr freundlich erlebt. Man muss jedoch auch komplett „die Hosen runter lassen“ und fast alle persönlichen, finanziellen Daten offenlegen. Als „normaler“ Arbeitsloser wird man beim Gang zum Amt zum Bittsteller, zum Kunden des Jobcenters.

Es ist ja wahrhaftig so, dass diese Einrichtung für die Dauer des Leistungsbezugs der Arbeitgeber ist, bei dem man sich auch krank melden muss oder vor längeren Reisen abzumelden hat. Dagegen spricht ja auch wenig, aber der generelle Ton unterstellt jedem, ein potentieller Betrüger zu sein. Jedes Schreiben enthält Gesetzesauszüge und die Drohung einer Kürzung, wenn man nicht kooperiert. Man kann natürlich argumentieren, dass man viel Zeit hat und darauf eingehen muss, wenn man auf Kosten der Allgemeinheit lebt. Andererseits stellt diese Hilfe eine Pflichtfürsorge dar, die das Existenzminimum sichern soll. Hilft Druck hier wirklich weiter? Aus meiner Sicht fehlt es einfach an Jobs, vor allem für schlecht qualifizierte Menschen. Die Zahl von über drei Millionen Arbeitslosen stagniert und liegt wohl durch statistische Tricks real viel höher.

Die Jobsuche

Das oberste Ziel des Arbeitslosen wie auch des Jobcenters ist der Job. Das liegt in erster Linie an einem selbst. Also Bewerbungen schreiben, ruhig und hoffnungsvoll bleiben. Die deutschlandweite Suche nach einer Stelle ist vorgeschrieben und aus meiner Sicht auch sinnvoll. Der Erfolg kommt dann über die Masse an (erfolglosen) Bewerbungen, ein Prozess, dem man sich stellen muss. Ganz wichtig ist es, nicht in Resignation zu verfallen. Hilfe des Amts gibt es erst, wenn dieses offiziell zahlen muss. Durch meinen Umzug habe ich noch keine Hilfe in dieser Form erhalten, bin aber gespannt, inwieweit das eine Option sein kann. Ich möchte auch nicht in einer solchen Einrichtung arbeiten, die einen Mangel verwaltet. Findet ein Kunde einen Job, stehen am nächsten Tag zwei neue Arbeitslose auf der Matte. Ein Beruf mit hohem Frustfaktor.

Wer es irgendwie vermeiden kann, sollte diese Einrichtungen meiden. Andernfalls rate ich zu möglichst früher Beantragung und guten Nerven.

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